Wenn du ins schwarze Loch fällst

Als Kind war der Herbst meine Lieblingsjahreszeit! Stolz standen nur 2 Kinder in der Grundschulklasse, die den Herbst mochten und mussten sich erklären. Ich weiß meine Antwort noch genau: "Der Herbst hat von jeder Jahreszeit etwas: vom Frühling die Blumen, vom Sommer die Früchte, vom Herbst die bunten Blätter und den Reif vom Winter! Und außerdem habe ich da Geburtstag!" Der Herbst war wunderbar bunt und roch nach gefallenem Laub, Früchten, Erde und Schnee!

Und heute?

Je dunkler die Tage, desto dunkler die Gedanken, die wie fette Krähen in Kopf und Körper sitzen und einfach nicht auffliegen wollen. Kennst du das auch? Draußen sagt der Herbst "Hallo" und mir gehen graue Gedanken durch den Kopf: Kann ich das alles? Bin ich gut genug? Will ich das alles überhaupt? Hat das alles eigentlich noch Sinn?

Seit ich mal ganz tief in der Patsche saß und lange brauchte, um aus dem Loch zu kommen, weiß ich, diese Stimmung vergeht. Sie fliegt aber nicht für immer weg, sie kommt wieder. Mal überfällt sie mich und mal kündigt sie sich leise an. 

Ich werde wieder und wieder das Rad andrehen müssen und mich auf meine bewährten Tools besinnen, wenn die Depression mal wieder anklopft. Ja, so heißt das nackt und ungeschminkt - Depression! Manche nennen es Burnout, das ist vielleicht ein wenig tröstlicher, dann geht es mir wenigstens "nur schlecht, weil ich mich so aufgeopfert und so viel getan habe". Im Grunde aber ist und bleibt es für mich persönlich - eine Depression mit all ihren unangenehmen Mitbringseln. Für Körper und Kopf ist eine Depression eine einprägsame Erfahrung. Daher bringen sie das "Angebot" immer mal wieder auf den Tisch des Lebens. Wenn du die Erfahrung kennst, wirst du mir vielleicht beipflichten können...

Und das ist heute auch schon der erste Trick für mich, wenn die schlechte Stimmung wieder an meine Türe klopft - ich benenne das Übel! Ich mache mir klar, dass es jetzt mal wieder eine Zeit ist für mich, in der ich die Dinge nicht so sehe, wie sie wirklich sind. Eine Zeit, in der die innere kleine Taschenlampe, die das Gute und Freudige in meinem Leben beleuchtet, irgendwie schlechter funktioniert. Diese Erkenntnis: "Es ist nicht so, wie ich es gerade wahrnehme!" war auch damals der erste Lichtblick, als mich die Depression mit voller Macht überrollt hatte. Meine Schwester sagte zu mir: "Simone, es hat dich erwischt, mach dir klar, dass du das Leben jetzt anders wahrnimmst, als es ist! Du hast eine dunkle Brille auf!" Wenn ich mir also heute diese dunkle Brille bewusst mache, dann gehts mir schon etwas besser.

Auch wenn du keine ausgeprägte "Deprie" hast oder hattest, nagen Herbst und Winter an deinen Glücksgefühlen. Das solltest du dir klar machen. Denn das Tageslicht kurbelt deine Serotoninproduktion an und wenn es fehlt, dann merkst du das. Vor allem, wenn du zu den sensibleren Menschen gehörst. Und nun sollen wir auch noch Strom sparen! 

Was ich mache?

Ich habe eine handygroße Tageslichtlampe und packe sie beim Arbeiten für 20min auf den Schreibtisch. Das Gefühl, minutenlang einem gleißenden Licht "ausgesetzt zu sein" ist auch nicht sooo prickelnd, aber ich stelle mir vor, wie ich mich nebenbei innerlich mit Glück auflade - du kennst ja mein Faible für das Zusammenspiel von Kopf und Körper - klappt! Ja, auch diese Lampe verbraucht den kostbaren Strom, aber das ist es mir wert. Punkt! Parallel versuche ich den Kopf oft in die nur noch spärlich vorhandene Sonne zu halten - dadurch kommt auch noch ein kleines Häppchen Vitamin D3 in Immunsystem und Knochen. Das nehme ich gerne mit!

Ich suche meine eigene "innere Taschenlampe" und versuche, sie nach und nach wieder auf die Freude in meinem Leben auszurichten. Ich setze mich abends hin und versuche 3 "Tagesdiamanten" zu finden, was hat mir gut getan, was hat mich gefreut, wo konnte ich lächeln - wenn ich wenig finde, stelle ich mir einen wunderbaren erfüllten Tag vor und finde meine Tagesdiamanten da - das geht Tag für Tag besser und dreht die inneren Zeiger nach und nach auf "positiv".

Meine Notfallhilfe ist Musik! Leider neigen viele dazu, sich Musik zu suchen, die die eigene Stimmung unterstützt. Wenn dich die Herbst-Winter-Deprie gepackt hat, musst du es genau andersherum machen! Ich konsumiere dann eine bestimmte Playlist, die mir wirklich gute Laune bringt! Die habe ich immer auf dem Handy und sogar auch auf dem Rechner parat! Das fühlt sich zu Beginn zwar immer etwas "merkwürdig" an, aber ich hebe die Mundwinkel (schon 2 Minuten wirken) und bringe auch den Körper so nach und nach in Bewegung. Wenn ich dann schließlich durch die Bude tanze und mich so richtig durchschüttele, weiß mein Kopf nicht mehr, was hinten und vorn ist und schaltet um auf gute Gefühle. Die bleiben in der Regel dann auch ein wenig an Bord! Denn Musik in Verbindung mit Bewegung ist zumindest bei mir quasi unschlagbar! Joggen soll auch funktionieren, ist aber nicht so meins 😉

Ich hoffe, ich konnte dir Anregungen geben, wie du gut über eine Wetterstimmung kommst - probiere einfach aus, wir sind unterschiedlich... ich freue mich über jedes Feedback! Und jetzt, da ich das geschrieben habe, hat sich schon wieder ein Lächeln in mein Gesicht gestohlen - schreiben hilft bei mir nämlich auch!

Ich danke dir!